Bolbitius coprophilus

Rosafarbener Mistpilz

(Peck) Hongo 1959
Familie: Bolbitiaceae
© Dieter Gewalt
coprophilus = kotliebend
Abbildung nach einem Dia von Dieter Gewalt

Um diesen Pilz zu finden, muss man sein obligatorisches Substrat absuchen: Thomas Lehr hat es in einem Fundkorb-Beitrag vom April 2009 so formuliert:

Mag auch mancher Spaziergänger den Mann auf dem hohen Misthaufen für einen Aprilscherz gehalten haben, der schöne kleine Pilz auf diesem Misthaufen war zumindest kein Scherz. Der Rosafarbene Mistpilz ist in seiner typischen Form mit einem wenigstens in der Mitte leuchtend rosafarbigen Hut und dem Standort auf Mist kaum zu verwechseln. Fehlen die Rosatöne, kann die Bestimmung schwierig werden, da man den Pilz in vielen älteren Büchern nicht findet und so schon bei der Benennung der Gattung in Schwierigkeiten kommen kann. In Zukunft gilt es, weitere Vorkommen genau zu beachten, um zu sehen, ob der bisher sehr seltene oder übersehene Pilz tatsächlich in Ausbreitung begriffen ist.“

Diese wärmeliebende, möglicherweise in Europa eingeschleppte Art konnte schon am 21.07.1999 am Kirchborn bei Götzenhain (TK 5918.3.4) festgestellt werden. Hier ist auch das oben gezeigte Foto entstanden. Der voluminöse Misthaufen, auf dem ein pralles, gut genährtes Büschel des Rosafarbenen Mistpilzes wuchs, war aus Stroh, Pferdemist und anderen Abfällen eines nahen Reiterhofs zusammengesetzt. Da ich nahezu jeden Pferdemisthaufen, dem ich begegne, auf coprophile Pilze absuche und diesen nur selten gefunden habe, scheint es sich in der Tat um eine seltene Art zu handeln. Dafür sprechen auch die wenigen Fundpunkte in der DGfM-Onlinekartierung. Es sind in ganz Hessen (Stand: Dezember 2019) gerade mal drei. Vielleicht könnten Reitsportfreunde, die dauernd mit Pferdemist konfrontiert werden, einen Beitrag für die Kartierung leisten, aber unter diesen dürften sich die wenigsten für Pilze interessieren – und Pilzkartierer haben normalerweise keinen Zugang zu Reiterhöfen.

Ein Haufen Pferdemist ist eine wahre Fundgrube für Pilzfreaks, auch und gerade zu Zeiten, da die Pilze im Wald eher spärlich fruktifizieren,“

hat Karin Montag einmal in einem informativen Artikel über dieses spezielle Substrat festgestellt, und hinzugefügt:

In einem Misthaufen herrscht auch bei kühlen Außentemperaturen um den Gefrierpunkt genügend Wärme, um bereits im Februar/März interessante Funde zu ermöglichen.“

Falls man bei einem Fund des Rosafarbenen Mistpilzes Zweifel an seiner Diagnose haben sollte und sie mikroskopisch absichern möchte, hat Karin Montag auch einen wertvollen Tipp parat:

Sporen intensiv ocker braun, dickwandig, ellipsoidisch, leicht höckerig-eckig, was man aber nicht im Umriß ruhig liegender Sporen, sondern nur im schwimmenden Präparat an herumkullernden Sporen beobachten kann.“

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 25. Juli 2020