Leucocoprinus birnbaumii

Gelber Faltenschirmling

(Corda) Singer 1962
Familie: Agaricaceae
© Dieter Gewalt
Foto: Michael Illig

Ein Exot in unseren Blumentöpfen? Wenn es sich um einen Pilz handelt, der gelb gefärbt ist, dann ist es mit größter Wahrscheinlichkeit der Gelbe Faltenschirmling. Im Freiland ist er bisher in Mitteleuropa noch nicht gefunden worden. Auf die einzige Ausnahme kommen wir später zu sprechen.

Die 3 – 6 cm breiten mit etwas dunkleren Schüppchen besetzten Hüte sind jung eiförmig und von lebhaftem Gelb. Sobald sie sich ausgebreitet haben, beginnen sie auch schon zu welken, das schöne Gelb verfärbt sich in ein schmutziges Graugelb. Auch die dicht stehenden Lamellen sind gelb. Der ebenfalls gelbliche Stiel ist beringt, und zwar meist ungewöhnlich weit unten. Leider entspricht der grazile, wunderschöne Anblick des Fruchtkörpers nicht der Erwartungshaltung an den Geruch. Er riecht eher muffig oder nach feuchtem Keller. Für die Pilzpfanne kommt er nicht in Frage.

„Baby“-Faltenschirmlinge (Foto: Michael Illig)

Der Pilz ist in den Tropen verbreitet und gelangte vermutlich mit tropischen Pflanzen oder Blumenerde nach Europa. Hier findet man ihn in Warm- und Gewächshäusern, Blumentöpfen und Pflanzenkübeln, selbstverständlich auch hin und wieder im Frankfurter Palmengarten. Unseren Zimmerpflanzen tut der kurzlebige Exot kein Leid an. In Thailand konnte ich den Pilz mehrfach beobachten, aber auch hier nicht in unberührter Natur sondern in Gärtnereien und einmal im Flughafen Bangkok-Suvarnabhumi.

Die publizierten Sporenmaße sind sehr uneinheitlich. Die von J. Breitenbach & F. Kränzlin für Pilze der Schweiz untersuchte Kollektion hatte Sporen, die noch größer waren als alle in der Literatur angegebenen Werte. Die Basidien können zwei- oder viersporig sein.

Am 16.Juli 2018 meldete Inge Liebenow aus Heusenstamm einen für sie merkwürdigen Pilzfund in ihrer Wohnung. Sie berichtete von gelblichen Pilzen, die in einem bei Aldi gekauften Blumentopf erschienen waren. Ich tippte natürlich sofort auf den Gelben Faltentintling. Als ich die „Blumentopfpilze“ am nächsten Tag begutachtete, waren die meisten Fruchtkörper schon stark verwelkt, aber aus der Erde schlüpfte bereits der Nachwuchs.

Fotoreihe: Yvonne Kruck

Und jetzt noch der Freilandfund auf einem Brachgelände in Dietzenbach, Offenbacher Straße: hier hatte jemand seinen ausgedienten Gummibaum (Ficus elastica) entsorgt. Aus dem Wurzelballen wuchsen leuchtend gelb die Gelben Faltentintlinge. Ein echter Freilandfund war dies also doch nicht. Dazu hätte sich das Myzel des Pilzes im Boden des Brachgeländes befinden müssen.

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 8. August 2020