Russula insignis

Milder Kammtäubling

Quél. 1888
Familie: Russulaceae
© Dieter Gewalt

Am 24.06.2019 wurde ein einziges Exemplar in Dreieichenhain („An der Dampfmühle“) gefunden. Da wir eine der beiden häufigen Kammtäublingsarten vermuteten, wurde er ziemlich achtlos entnommen, wobei der stark von Maden befallene Stiel abbrach. Ein Stück Huthaut wurde abgezogen und ein Stück Hutfleisch für die Geschmacksprobe entnommen. Jetzt erst wurde klar, dass ich einen Milden Kammtäubling in Händen hatte. Der Geschmack war angenehm mild, keine Spur zusammenziehend, kratzend oder widerwärtig, wie man es vom Kratzenden Kammtäubling kennt. Für ein vorzeigbares Standortfoto war es damit zu spät und der Besucher dieser Seite muss sich vorläufig mit den Abbildungen von Bruchstücken begnügen.

In der Sektion Kammtäublinge werden vier Arten und ein „Phantom“ geführt. Das „Phantom“ ist der Stinkende Kammtäubling Russula pectinata, der so verwirrend und widersprüchlich beschrieben wird, dass Zweifel an seiner tatsächlichen Existenz bestehen. Von den vier „guten Arten“ sind zwei häufig und zwei selten. Vertreter der Sektion Kammtäublinge sind an ihrem körnig-kammartig gerieften Hutrand recht gut zu erkennen, auch wenn es in anderen Täublingssektionen einige Arten mit ebenfalls gerieftem Hutrand gibt. Die vier „guten Arten“ sind wie folgt zu unterscheiden:

Camembert-Täubling = Russula amoenolens: typischer (nicht immer deutlich wahrnehmbarer) Geruch nach Camembert, Geschmack brennend scharf. Vorkommen überwiegend in Wäldern, insbesondere bei Eichen. Bei Feuchtigkeit neigen die Hüte dazu, schleimig zu werden. Häufig.

Kratzender Kammtäubling = Russula pectinatoides: Geruch etwas fischig, Geschmack nicht scharf, aber unangenehm bitterlich, kratzend, zusammenziehend. Vorkommen überwiegend außerhalb geschlossener Wälder (Parkanlagen etc.), gern bei Eichen, auch bei Buchen. Häufig.

Milder Kammtäubling = Russula insignis: Geruch obstig, nach Stachelbeeren oder Apfelkompott, Geschmack angenehm mild. Stiele meist auffallend kurz, gedrungen, in der Basis gelblich, dort mit KOH oder Ammoniak feuerrot verfärbend (!). Vorkommen meist außerhalb geschlossener Wälder (Parkanlagen etc.), auf kalkhaltigen oder besseren, nicht zu trockenen Böden. Selten (DGfM-Kartierung Hessen: je zwei Fundpunkte ganz im Norden und Süden).

Großer Kammtäubling = Russula sororia: Geruch nach Camembert, Geschmack scharf, aber nicht brennend scharf. Habitus ähnlich dem des Camembert-Täublings, aber größer und festfleischiger. Sehr selten (sollte vor einer Fundmeldung zur Absicherung unbedingt mikroskopiert werden).


Russula insignis = Milder Kammtäubling): KOH-Reaktion am Stielgrund (Foto: Bernd Miggel)

Natürlich hat man bei Pilzexkursionen oder Waldspaziergängen nicht jedes Mal chemische Reagenzien dabei, aber sie können in manchen Fällen hilfreich und entscheidend sein, um einen zweifelhaften Fund zu klären. Dies ist auch beim Milden Kammtäubling der Fall. Wenn man bei ihm Stielbasis oder Hutrand mit Kalilauge (KOH) betupft, entsteht eine spontane Feuerrot-Verfärbung, die schnell verblasst. Damit ist er sicher gegen ähnliche Arten (z. B. Kratzender Kammtäubling oder Camembert-Täubling abzugrenzen. Diese Reaktion ist auch bei zwei weiteren Russula-Arten (Ocker- und Lederstieltäubling) zu beobachten, so dass diese ebenfalls sicher von verwechselbaren Verwandten unterscheidbar sind. Mit KOH getestete Fruchtkörper sollte man natürlich nicht mehr verzehren.


Dank seines angenehm milden Geschmacks wäre der Milde Kammtäubling die einzige zu Speisezwecken geeignete Art dieser Gruppe, was aufgrund ihrer Seltenheit aber nicht von praktischer Bedeutung ist.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
angenehm mild hell ockergelb bis 1/2 hell rosa

Weiterführende Literatur:

  • Von Kämmen und Camembert (Täublinge Teil 3: Untersektion Pectinatinae) > Tintling 89 / 2014
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 15. August 2020