Schizophyllum commune

Spaltblättling

Fr. 1815
Familie: Schizophyllaceae
© Dieter Gewalt
commune = gewöhnlich, gemein, überall vorkommend
Foto: Thomas Lehr

Der Spaltblättling ist ein Kosmopolit mit einem schier unüberschaubaren Wirtsspektrum. In Thailand habe ich ihn schon an verkohlten Palmstämmen, Mangroven und an einer mit blauer Farbe bemalten Kokosnuss gefunden! Bei uns bevorzugt er gefällte, noch berindete Buchenstämme oder -äste, auf denen er oft in großen Kolonien siedelt. Auch bei anhaltender Trockenheit ist er zu finden und selbst sonnenexponierte Standorte werden toleriert. Er dürfte in keinem Buchenbestand fehlen. Seinen Namen hat er von den scheinbar wie der Länge nach gespaltenen Lamellen, woran er immer sicher zu erkennen ist. Die Fruchtkörper sind zäh und daher nicht für den Verzehr geeignet. Das ist zumindest die Meinung europäischer Pilzbuchautoren. In Thailand ist er vor allem im Nordosten des Landes Marktpilz.

Der deutsche Name Spaltblättling beschreibt zwar überzeugend das Aussehen der Lamellen, ist aber irreführend. Studien der Fruchtkörperentwicklung haben gezeigt, dass es sich nicht um gespaltene Lamellen handelt. Was wir für Lamellen halten, sind die aneinanderliegenden, miteinander verwachsenen Außenseiten von länglichen becherförmigen Einzelfruchtkörpern, die sich beim radialen Wachstum gestreckt haben. Der Pilz stellt also eine Art Sammelfruchtkörper dar.

Spaltblättlinge erscheinen meist in Scharen, oft auch dicht gedrängt. Sie sind stiellos am Substrat angewachsen, ihre weißgraue Oberseite ist zottig filzig. Überaus attraktiv ist dagegen die lamellige Unterseite, wie die hier gezeigten Fotos erkennen lassen. Genauer hinzuschauen lohnt sich also und erfreut das Auge.

Schizophyllum ist eine monotypische Gattung in einer eigenen Familie, so dass der Spaltblättling eine ziemlich isolierte Stellung im Reich der Pilze einnimmt und keine näheren Verwandten hat.

Neueren Erkenntnissen zufolge (Guthmann/Hahn) soll der Spaltblättling ein potenziell humanpathogener Pilz sein. Seine Sporen können im Mund, in den Atemwegen und in der Lunge keimen und die dabei entstehenden Myzelien zu schweren möglicherweise chronischen Erkrankungen führen. Risiken bestehen vor allem für Diabetiker und immungeschwächte Menschen, es kann zu Folgeschäden wie Befall des umgebenden Gewebes und des zentralen Nervensystems kommen. Vorsichtshalber sollten Geruchs- und Geschmacksproben unterbleiben.

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 20. Januar 2023