Tubaria furfuracea

Gemeiner Trompetenschnitzling

(Pers.) Gillet 1876
Familie: Tubariaceae
© Dieter Gewalt
furfuracea = kleieartig

Beginnen wir mit dem Namen „Schnitzling“. Bei Wikipedia erfährt man: „Schnitzlinge ist die unsystematische deutsche Trivialbezeichnung verschiedener Pilzgattungen“. Es folgt eine Aufzählung von 8 Gattungen, in denen „Schnitzling“ zumindest bei einigen Arten Bestandteil des Namens ist:

Trompetenschnitzlinge (Tubaria)
Flockenschüpplinge oder -schnitzlinge (Flammulaster)
Sumpfschnitzlinge (Naucoria)
Wurzelschnitzlinge (Phaeocollybia)
Olivschnitzlinge (Simocybe)
Schüppchenschnitzlinge (Phaeomarasmius)
Grabenschnitzlinge (Stagnicola)
Gurkenschnitzlinge (Macrocystidia)

Wer im Duden oder im Großen Brockhaus eine Worterklärung zu finden hofft, sucht den Begriff dort vergeblich. Im Internet hat man mehr Glück. Da hat tatsächlich jemand ein Wörterbuch der deutschen Sprache, veranstaltet und herausgegeben von Joachim Heinrich Campe, Vierter Theil S und T aus dem Jahr 1810 eingescannt und verfügbar gemacht. Hier ist nachzulesen, dass man damals mit dem Begriff Schnitzling „ein unbedeutendes Ding“ oder „ein Ding ohne Werth“ bezeichnet hat. Damit kann man etwas anfangen. Die wenigsten Pilzfreunde schenken solchen unauffälligen Arten Beachtung und unter den Schnitzlingen gibt es keinen von kulinarischem Wert.

Nach diesem Ausflug in die Etymologie wenden wir uns nun den mykologischen Aspekten zu. Die hygrophanen Hüte des Gemeinen Trompetenschnitzlings erreichen bis zu 5 cm ∅, sind von rotbrauner oder braunoranger Farbe und jung mit flüchtigen Velumresten behaftet. Lamellen und Stiel sind ähnlich gefärbt wie der Hut, die schlanken Stiele können weißlich überfasert sein und eine angedeutete Ringzone aufweisen. Man findet die Pilze einzeln oder gesellig wachsend überall, wo sich vermodernde Holzreste im Boden befinden, manchmal auch auf trockenen Zweigen, gern auf gemulchten Flächen. Sie stellen keine spezifischen Ansprüche an die Bodenbechaffenheit, sind fast überall häufig und an keine bestimmte Jahreszeit gebunden. Eine im Winter wachsende Form wurde mitunter als eigenständige Art Tubaria hiemalis (Winter-Trompetenschnitzling) aufgefasst, jedoch gestehen die meisten Mykologen einer Trennung auf Artebene keine taxonomische Relevanz zu.

Der Gemeine Trompetenschnitzling ist zweifellos die häufigste Art der Gattung. Zu ihren Merkmalen gehört die hell ocker- bis rostbraune Sporenpulverfarbe. Da sich die Sporen in Form und Größe und auch andere Mikromerkmale nur unwesentlich unterscheiden, dienen in erster Linie makroskopische Merkmale zu Artabgrenzung, was bei der Variabilität seiner Eigenschaften nicht immer einfach ist. Auch mit Pilzen aus anderen Gattungen sind Verwechslungen möglich.

Bei feuchtkühler Witterung habe ich mehrfach Vorkommen beobachtet, bei denen Hutränder hochgebogen sind und Lamellen senkrecht stehen. Solche Wuchsformen mögen zur Namensgebung „Trompetenschnitzling“ angeregt haben.
Zwei Trompetenschnitzlinge, tiefgefroren bei frostigen Temperaturen
Das Foto links zeigt die Hygrophanität der Pilzhüte

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 3. Mai 2023