Hygrocybe chlorophana

Stumpfer Saftling

(Fr.) Wünsche 1877
Familie: Hygrophoraceae
© Bernd Miggel
chlorophana = grünscheinend
3 Fotos: Alexander Reichert

Am 4. November 2023 unternahm der Mykologische Arbeitskreis Hornberg eine Pilzexkursion in der Nähe von Zell am Harmersbach, Baden-Württemberg. Auf einer Magerwiese am Rand eines Golfplatzes auf ca. 300 m Höhe fanden wir eine große Anzahl des Stumpfen Saftlings Hygrocybe chlorophana. Hunderte dotter- bis orangegelbe, teil im Gras verborgene Fruchtkörper boten ein unbeschreiblich beeindruckendes Bild.

Makroskopische Merkmale:
Hygrocybe chlorophana gehört mit Hutbreiten bis 8 cm zu den größeren Saftlingsarten. Die Hüte besitzen anfangs eine halbkugelige Form, breiten sich dann aber plankonvex bis plan aus. Sie sind zitronengelb, gelb oder orangegelb gefärbt, glatt, bei feuchter Witterung klebrig bis schleimig und glänzend. Stiel, Lamellen und Fleisch sind in etwa hutfarben. Der Stiel ist glatt und brüchig. Schneidet man einen Fruchtkörper längs durch, erkennt man, dass er hohl ist. Was für die Artbestimmung wichtig ist: Die Lamellen sind etwas dick, stehen etwas entfernt und sind stark mit Lamelletten untermischt, am Stiel schmal angeheftet oder ausgebuchtet angewachsen. Geruch und Geschmack sind unbedeutend.

Wie auch die meisten anderen Saftlingsarten bevorzugt unsere Art Magerwiesen, wo sie möglicherweise eine Mykorrhiza mit krautigen Pflanzen oder Gräsern eingeht. Die Rote Liste Deutschlands (2016) führt den Stumpfen Saftling in der Gefährdungskategorie V (Vorwarnliste).

Mikroskopische Merkmale:
Die Sporen sind ellipsoid, ovoid, angedeutet zylindrisch oder länglich, außerdem glatt, dünnwandig und hyalin. Von 50 ausgemessenen, repräsentativen Sporen erhielt ich folgende Messwerte: 6,8 - 8,7 x 4,4 - 5,8 µm; der Schlankheitsgrad Q betrug 1,50 - 1,55

Sporen - Huthaut -- (2 Mikrofotos: Bernd Miggel)

Die Huthaut besteht aus einer dicken Lage verschleimter, aufwärts gerichteter Hyphen, einer Ixokutis. Das Foto oben rechts zeigt einen Radialschnitt durch den Hut, beginnend oben mit der stark verschleimten Epikutis (violett), darunter eine Schicht dichterer Hyphen, vermutlich die Subkutis (dunkelblau), ganz unten die Huttrama (etwas heller blau). Der 30 µm dicke Mikrotomschnitt zeigt die einzelnen Hyphen leider nur andeutungsweise. Möglicherweise ist der Schnitt zu dick.

Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen gelben Saftlingen:
Der Spitzgebuckelte Saftling (Hygrocybe persistens) besitzt einen spitzgebuckelten Hut, einen faserigen Stiel und wesentlich größere Sporen. Der Fruchtkörper des Gebrechlichen Saftlings (Hygrocybe ceracea) bleibt kleiner, besitzt herablaufende Lamellen und kleinere Sporen.

Weiterführende Literatur:

  • BOERTMANN, D. (2000): The genus Hygrocybe. Fungi of Northern Europe, Vol. 1: 140 - 141
  • BON, M. (1988): Pareys Buch der Pilze: 106 - 107
  • BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (1991): Pilze der Schweiz Bd. 3: Nr. 81
  • KIBBY, G. (2020): Mushrooms and Toadstools of Britain & Europe Vol. 2 : 24 - 25
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2001): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 3: 43 - 45
  • LUDWIG, E. (2012): Pilzkompendium Bd. 3: Nr. 108.6.A-C
  • http://tintling.com/pilzbuch/arten/h/Hygrocybe_chlorophana.html
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 21. November 2023