Inocybe melanopus

Braungestiefelter Risspilz

D. E. Stuntz 1954
Familie: Inocybaceae
© Bernd Miggel & Hans Stern
Synonym: Inocybe submaculipes
melanopus = Schwarzfuß
22.06.2015: Fruchtkörper am Fundort; man erkennt die eingewachsen faserige bis filzige Hutbekleidung, außerdem bei einem Fruchtkörper den von unten her dunkelbraun verfärbten Stiel.

Ausnahmsweise wollen wir dieses Porträt mit einem verkürzten Zitat aus „Die Großpilze Baden-Württembergs“ (2010) beginnen:

Die Art wurde seit mindestens 25 Jahren nicht mehr berichtet und scheint auch nach 1980 … nicht mehr vorgekommen zu sein. Sie muss derzeit als verschollen angesehen werden.“

Ganz so verschollen scheint der Braungestiefelte Risspilz wohl doch nicht zu sein. Hans Stern, von dem alle Fotos zu diesem Porträt stammen, hat von Funden in mehreren Jahren berichtet:

Die seltene Art wurde von mir im Germannwald bei Villingen (MTB 7916.2.1) auf 730 m NN gefunden. Die Pilze standen im sauren Heidelbeer-Wald auf Erde mit geschlossenem Moosbewuchs. Das Grundgestein ist Granit und roter Sandstein. Den Baumbestand bilden Weißtanne (Abies alba), Fichte (Picea abies) und zerstreut Kiefer (Pinus sylvestris). Es gab zwei verschiedene Fundstellen: Am Krummbaumweg nach Abzweigung Jägerhütte zweiter Holzabfuhrweg 10 Fruchtkörper, dann 300 Meter weiter die zweite Fundstelle mit 15 Fruchtkörpern, die teils büschelig wuchsen. An beiden Fundstellen im Umkreis von 50 Meter besteht der Baumbestand nur aus Picea abies.“

Beim Braungestiefelten Risspilz Inocybe melanopus handelt es sich um einen mittelgroßen, stämmigen, einzeln bis büschelig wachsenden Glattsporer mit bräunlichem, meist filzigem Hut und im reifen Zustand in der unteren Stielhälfte dunkelbraun verfärbendem Stiel. Er geht eine Mykorrhiza mit Nadel-, aber auch mit Laubbäumen ein und wächst auf sauren bis basischen Böden. In der Roten Liste Deutschlands 2016 wird die Art in der Kategorie „G“ (Gefährdung unbekannten Ausmaßes) geführt.

Makroskopische Merkmale:

Hut bis 58 mm Durchmesser, nicht hygrophan, strohfarben, erst halbkugelig, dann mit abgeknicktem Rand. Huthaut mit angedrückten Schüppchen, Cortina an jungen Fruchtkörpern vorhanden, am Hutrand bei älteren noch sichtbar. Lamellen jung weißlich, alt mehr beige, mit schmaler weiß bewimperter Schneide. Stiel auf ganzer Länge weiß überfasert, später wird die untere Hälfte dunkel braun. Der Stiel war bei allen Fruchtkörpern krumm und zur Basis hin verdickt bis leicht knollig. Fleisch bei jungen Fruchtkörpern weiß, bei älteren blass-beige werdend, mit feinem Pilzgeruch (an Steinpilz erinnernd), Geschmack mild.

Mikroskopische Merkmale:

Abb. oben links: Sporen – oben rechts: inkrustierte Huthauthyphen – unten: Hymeniakzystiden

Sporen: glatt, hell bräunlich bis braun, mandelförmig, ohne Keimporus, 7,8 - 9,3 x 4,8 - 5,7 µm, Schlankheitsgrad Q = 1,5 - 1,8; Basidien mit 4 Sterigmen; Cheilo- und Pleurozystiden: ähnlich in Form und Größe, einige mit Kristallschopf, Maße: 47 - 61 x 19 - 21µm, Wandstärke bis 1,3 µm; Kaulozystiden: keine gefunden; Hyphen der Huthaut: mit Schnallen, teils inkrustiert.

Anmerkungen:

Beim Aufsammeln von Risspilzen nie den Stiel anfassen, um die Kaulozystiden nicht zu zerdrücken. Möglichst auch immer ganz junge Fruchtkörper mitnehmen, um die Velumverhältnisse später studieren zu können.
Die ehemalige Großgattung Inocybe wurde im Verlauf der letzten Jahrzehnte in mehrere Einzelgattungen aufgeteilt: Mallocybe, Inosperma, Pseudosperma und Inocybe, wobei in der Gattung Inocybe zusätzlich zwischen Glatt- und Höckersporern unterschieden wird. Inocybe melanopus gehört in dieser neuen Unterteilung zu den Glattsporern innerhalb der Gattung Inocybe.
Dr. Ditte Bandini präsentiert auf ihrer Webseite eine Auswahl von etwa 300 Risspilzarten. Das sind nach ihrer Aussage etwa 50% der in ihrer Sammlung vorhandenen, morphologisch und durch DNA-Analyse untersuchten Arten. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Funde aus Deutschland, den Niederlanden und Österreich, aber auch aus Finnland oder Norwegen. Wir dürften es also nach ihrer Schätzung in Mittel- und Nordeuropa mit etwa 600 Risspilzarten zu tun haben.

Mehr über die Verwandtschaft der Risspilze erfahren Sie hier >

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel & Hans Stern.
Zuletzt aktualisiert am 13. Januar 2024