Russula aquosa

Wässriger Moortäubling

Leclair 1933
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
aquosa = wässrig
Typisch gefärbte Fruchtkörper im feuchten Fichtenwald zwischen Etagen- und Peitschenmoos (Foto: Alexander Reichert)

Beim Wässrigen Moortäubling Russula aquosa handelt es sich um eine eher kleine Art, die man wie folgt charakterisieren kann: meist lilarosa Hut mit dunklerem Zentrum, weiße Lamellen, weißer Stiel, milder bis deutlich scharfer Geschmack und weißliches Sporenpulver. Wir finden den Täubling in feuchten Bergnadelwäldern, insbesondere in Mooren zwischen Torfmoosen (Sphagnum-Arten). Er geht dort eine Mykorrhiza mit Fichten oder Kiefern ein. Häufig ist er nicht. Die Rote Liste Deutschlands (2016) weist die Art in der Gefährdungskategorie 2 (stark gefährdet) aus.

Kleine Population mit fast bräunlichroten Farben und dunklerem Hutzentrum zwischen Frauenhaar- und Torfmoos (Foto: Uwe Winkler)

Makroskopische Merkmale:

Bei dieser Art kennt man Hutbreiten bis etwa 8 cm. Die Hutfarbe ist interessant: meist findet man Hüte mit einem verwaschen trüben Lilarosa mit dunklerem Zentrum vor, also nicht etwa Hüte in reinem Rot, wie das bei den Speitäublingsarten der Fall ist. Neben Exemplaren mit lilarosa Hüten kommen auch solche mit karmin-, kirsch- oder braunrotem Hut vor. Zur Identifizierung besonders wichtig ist das stets dunklere Zentrum. Die Huthaut ist glatt, glänzend, bei feuchter Witterung klebrig und fast komplett abziehbar. Der Hutrand reifer Fruchtkörper ist gerieft.

Die Lamellen des Wässrigen Täublings sind anfangs reinweiß, später cremefarben, sehr brüchig, dünn, kaum einmal gegabelt oder untermischt. Der Stiel ist reinweiß und längsadrig, von der Form her zylindrisch bis schlankkeulig, mitunter wie aufgeblasen verdickt. Das Fleisch ist fragil und ebenfalls reinweiß. Es ist geruchlos oder riecht schwach fruchtig. Der Geschmack ist recht variabel und reicht von mild bis deutlich scharf.

Drei Exemplare in unterschiedlichen Hutfarben, gefunden zwischen Torfmoosen (Foto: Bernd Miggel)

Frisch ausgefallenes Sporenpulver ist weißlich, Ib nach der Farbtafel in MARXMÜLLER (2014).

Makrochemische Farbreaktionen: FeSO4 ergibt eine rosa Reaktion. Guajaktinktur bewirkt eine sehr schwache, bläulich grüne Reaktion.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
mild bis scharf weißlich fast ganz rosa

Mikroskopische Merkmale:

Sporen in Melzers Reagenz (Alle Mikrofotos von Bernd Miggel)

Die Sporen sind nicht besonders groß. Sie sind breitellipsoid mit warzig-teilnetzigem Ornament. Dabei fließen die Warzen oft zu mehreren zusammen oder sind durch feine Linien miteinander verbunden. Ornament und Hilarfleck sind deutlich amyloid. Gemessene Werte: 6,0 - 8,4 x 5,3 - 6,9 µm, Schlankheitsgrad Q = 1,16 - 1,21, maximale Ornamenthöhe 0,6 µm.

Huthaut (Epikutis) in Kongorot (links) und Sulvovanillin (rechts)

Die Epikutis setzt sich aus Epikutishaaren und Pileozystiden zusammen. Die Epikutishaare sind wenig aufsehenerregend: Sie sind etwa 2 - 4 µm breit, zylindrisch, apikal gerundet und oft verzweigt, im Foto mit „eh“ gekennzeichnet. Die Pileozystiden besitzen einen gelblichen Inhalt. Sie sind mit „pz“ gekennzeichnet. Sie schwärzen deutlich in Sulfovanillin und verlangen besondere Aufmerksamkeit: außer langgestreckt spindeligen oder auch zylindrischen existieren bei Russula aquosa immer zahlreiche mit einem fast kaulquappenförmigem Umriss: Aus einer schlanken Basis entspringt fast abrupt eine bis 10 µm dicke, recht kurze Keule. Die Pileozystiden sind nach eigener Beobachtung ein- bis vierzellig. Epikutishaare und Pileozystiden sind in eine zähschleimige Huthautmasse eingebettet.

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt im Fungarium KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe)

Auswahl ähnlicher Arten:
Die Arten der Gruppe der Speitäublinge besitzen allesamt keine dunklere Hutmitte. Außerdem besitzen ihre Pileozystiden eine andere Form.
Kirschroter Speitäubling (Russula emetica): Ähnlicher Standort, doch Hut lebhafter und reiner rot gefärbt, sehr scharfer Geschmack, höhere Sporenornamentation.
Grauender Speitäubling (Russula griseascens): etwas lebhafter, gleichmäßiger gefärbter roter Hut, grauendes Fleisch.
Birken-Speitäubling (Russula betulatum): kleiner, gebrechlicher, Hut nach Weiß oder Elfenbein entfärbend, immer scharfer Geschmack.
Kiefern-Speitäubling (Russula silvestris): unter Kiefern auf trockenen Böden, Hut lebhafter und reiner rot, sehr scharfer Geschmack.
Buchen-Speitäubling (Russula nobilis, Syn.: R. mairei): unter Rotbuchen auf trockenem Boden, Hut gleichmäßig rot, Huthaut nur wenig abziehbar, immer scharfer Geschmack.
Gelbfleckender Täubling (Russula luteotacta): unter Rotbuchen auf trockenem Boden, Hut gleichmäßig rot, sehr scharfer Geschmack, länger liegende Exemplare stark gilbend.

Weiterführende Literatur:

  • BON, M. (1988): Pareys Buch der Pilze: 72 - 73
  • DÄHNKE, R.M. (1993): 1200 Pilze in Farbfotos: 908
  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 13
  • GALLI, R. (1996): Le Russule: 204 - 205
  • KIBBY, G. (2014): The genus Russula in Britain: 33, 87
  • KRÄNZLIN, F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 95
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2001): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2, S. 547 - 548
  • MARCHAND, A. (1977): Champignons du Nord et du Midi. 5. Les Russules: Nr. 443
  • MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones: 356 - 357
  • MONEDERO, C. (2012): El Género Russula en la Península Ibérica: 194 - 195
  • ROMAGNESI, H. (1985): Les Russules d ́Europe et d ́Afrique du Nord: 474 - 475
  • SARNARI, M. (1998): Monographia illustrata del genere Russula in Europa 1: 499 - 503
  • https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4ssriger_Moor-T%C3%A4ubling (abgerufen am 10.7.2023)
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 5. August 2023