Russula consobrina

Bleigrauer Täubling

(Fr.) Fr. 1838
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
consobrina = verwandt
Foto: Uwe Winkler

Eine sehr seltene und extrem scharf schmeckende Täublingsart ist der Bleigraue (auch Graubrauner genannte) Täubling Russula consobrina. Er wird recht groß, besitzt einen grauen bis graubraunen Hut, cremefarbige Lamellen, einen weißen Stiel und cremefarbiges Sporenpulver. Man findet ihn vor allem bei Fichten in sauren, feuchten Moorwäldern des Berglandes. Dabei bevorzugt er die Moorränder und wächst dort gerne im Torfmoos (Sphagnum spec.). Die Rote Liste Deutschlands (2016) weist diese Rarität als „vom Aussterben bedroht“ in der Gefährdungskategorie 1 aus.

Graubraune Hüte, weiße Stiele, weißes Fleisch -- Junger Fruchtkörper mit fast kugeligem Hut und runzliger Huthaut (Fotos: Uwe Winkler)

Makroskopische Merkmale:

Der bis 12 cm breite Hut ist grau bis graubraun, im jungen Zustand halbkugelig bis kugelig, breitet sich bald aus und bekommt schließlich ein vertieftes Zentrum. Die Huthaut ist glatt oder leicht gerunzelt, bei feuchtem Wetter klebrig bis schleimig und glänzend und zu Dreivierteil des Radius oder sogar komplett abziehbar. Der Hutrand ist glatt, allenfalls bei älteren Exemplaren sehr schwach gerieft.

Die Lamellen sind brüchig und recht weich, stehen dicht, sind untermischt und vielfach in Stielnähe gegabelt, anfangs weißlich, mit zunehmender Reife cremefarben, schließlich graustichig. Der Stiel ist zylindrisch bis schlank keulig, längs gerunzelt, weiß, alt schwach grauend oder bräunend. Das Fleisch ist weiß, jung recht fest, kann aber im frischen Anschnitt schwach röten und nimmt danach oft einen Grauton an. Der Graubraune Täubling riecht schwach obstig und schmeckt leicht verzögert äußerst scharf. Walter Pätzold wird folgender Spruch zu Russula consobrina nachgesagt: „Grau in grau und scharf wie d’Sau“.

Sporenstaubfarbe: Lässt man den Sporenstaub über Nacht ausfallen, ergibt sich ein hell cremefarbener Abdruck, IIa-b nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. (2014).

Makrochemische Farbreaktionen: FeSO4 ergebt eine rosa Reaktion. Formaldehyd färbt das Fleisch spontan rosa. Anilin färbt die Lamellen nach DÄHNKE, R.M. (1993) lachsrötlich mit blauem Hof.

Studioaufnahme mit Anilin-Reaktion auf den Lamellen. (Foto: Rose Marie Dähnke)
Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
sehr scharf hell creme 3/4 bis fast ganz rosa

Mikroskopische Merkmale:

Die Sporen sind meist rundlich, seltener breit ellipsoid oder ellipsoid, mit einem Längen-Breiten-Verhältnis Q = 1,05 - 1,21. Sie besitzen ein warzig-gratig-netziges, stark amyloides Ornament mit einer Höhe von maximal 0,5 µm. Die Sporengröße betrug bei einer eigenen Messung (vom Exsikkat abgenommen) L x B = 6,5 - 8,7 x 5,8 - 7,7 µm. Sie weist gegenüber den Angaben in der Fachliteratur kleinere Maße aus. Dies liegt möglicherweise darin begründet, dass die Sporen vom Exsikkat abgenommen wurden und z. T. noch unreif waren. Einhellinger (1985) gibt folgende Werte an: (7) 8 - 9 (10) x (6) 6,5 - 8 µm, bei einer maximalen Ornamenthöhe von 0,8 µm.

Sporen vom Exsikkat in Melzers Reagenz (Foto: Bernd Miggel)

Die Epikutis (Huthaut) besteht zum einen aus langen, schlanken, wenig septierten, unverzweigten, apikal verdickten, verjüngten oder gerundeten, 2 - 4 µm breiten Epikutishaaren . Manche dieser Haare sind geradlinig, andere angedeutet moniliform (perlschnurartig). Zum anderen besteht die Epikutis aus langen, zylindrischen, apikal gerundeten, doch auch verjüngten oder mit köpfchenartiger Verlängerung versehenen, meist ein- bis dreizelligen, in Sulfovanillin grauenden, bis 7 µm breiten Pileozystiden. Beide Elemente sind in einer zähschleimigen Huthautmasse eingebettet.

Epikutishaare in NH3-Kongorot,Radialschnitt vom Exsikkat -- Pileozystiden in Sulfovanillin, Abziehpräparat vom Exsikkat (2 Fotos: Bernd Miggel)

Eine Auswahl ähnlicher Arten mit grauem bis graubraunem Hut:

Der Wieseltäubling (Russula mustelina) ist ebenfalls eine Art des Bergfichtenwaldes. Er schmeckt allerdings angenehm mild, seine Huthaut ist nur ganz am Rand abziehbar, und sein Fleisch ist härter als bei unserer Art.
Die Arten der Gruppe der „Kammtäublinge“ (Pectinatae) besitzen im reifen Zustand stets einen breit kammrandig gerieften Hut. In dieser Gruppe gibt es milde bis sehr scharf schmeckende Arten.
Recht ähnlich unserer Art ist der Rauchbraune Schwärztäubling (Russula adusta), ebenfalls eine Art des Bergfichtenwaldes. Auch das leichte Röten und spätere Grauen des Fleisches hat er mit unserer Art gemein. Allerdings schmeckt er nahezu mild, und sein Sporenpulver ist weiß.
Der Scharfblättrige Schwärztäubling (Russula acrifolia) ist unserer Art ebenfalls sehr ähnlich, doch wächst er unter Laubbäumen auf neutralen und kalkhaltigen Böden. Sein Sporenpulver ist weiß. Auch schmeckt er nur in den Lamellen sehr scharf.
Der Braune Ledertäubling (Russula integra) besitzt wärmer braune bis rotbraune Hutfarben. Er schmeckt mild, und sein Sporenstaub ist gelb.

Weiterführende Literatur:

  • BON, M. (1988): Pareys Buch der Pilze: 78 - 79
  • DÄHNKE, R.M. (1993): 1200 Pilze in Farbfotos: 851
  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 34
  • GAGGENMEIER, H. (1988): Zum Vorkommen des Graubraunen Täublings im Bayerischen Wald. In: Der Bayerische Wald 18 (1988), 1: 16 - 23
  • GALLI, R. (1996): Le Russule: 162 - 163
  • KIBBY, G. (2014): The genus Russula in Britain: 38, 93
  • KRÄNZLIN, F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 111
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2001): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2. Ständerpilze: Blätterpilze I: 560 - 561
  • MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones: 236 - 237
  • MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V Blätterpilze – Milchlinge und Täublinge: Nr. 74
  • ROMAGNESI, H. (1985): Les Russules d ́Europe et d ́Afrique du Nord: 375 - 377
  • SARNARI, M. (1998): Monographia illustrata del genere Russula in Europa 1: 587 - 592
  • SCHWÖBEL, H. (1974): Die Täublinge. Beiträge zu ihrer Kenntnis und Verbreitung (III). – Z. Pilzkd. 40: 156
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Ru%C3%9Fgrauer_T%C3%A4ubling (abgerufen am 9.7.2023)
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 5. August 2023