Russula emeticicolor

Kleiner Zinnobertäubling

Jul. Schäff. 1937
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
emeticicolor = Farbe wie Russula emetica

Bisher hatte ich nur einmal das Vergnügen, den Kleinen Zinnobertäubling Russula emeticicolor zu finden. Das war am 17. Juli 2010 während einer Exkursion des Mykologischen Arbeitskreises Mittlerer Schwarzwald im Walddistrikt „Büchereck“ bei Hornberg. Dort wuchs auf einem lehmigen Waldweg, vom Buchenlaub fast verdeckt, ein voll ausgewachsener Fruchtkörper mit 3,5 cm breitem, blutrotem Hut. Beim Wald handelt es sich um einem Hallen-Buchenwald mit Naturverjüngung auf basenreichem Gneis. Aufgrund ihrer Seltenheit wird die Art in der Roten Liste Deutschlands (2016) in der Kategorie 2 (stark gefährdet) geführt.

Makroskopische Merkmale:
Der Hut wird maximal 5 cm breit, ist meist blutrot mit dunklerer Mitte, trocken, matt und am Rand meist gerieft. Auf dem nachfolgenden Foto erkennt man zudem im mittleren Hutbereich eine weißliche Beflockung, die von den herausragenden Primordialhyphen herrührt. Die Huthaut ist zur Hälfte des Radius abziehbar, das Fleisch darunter ist weiß. Schneckenfraßstellen röten nach.

Die Lamellen sind rein weiß, breit, etwas entfernt stehend, am Grunde anastomisierend. Die Schneiden sind glatt und mit den Flächen gleichgarben. Der Stiel ist relativ kurz, zylindrisch, rein weiß, die Oberfläche (wie bei Russula aurora) bepudert. Innen ist er wattig ausgestopft. Das Fleisch ist weich, brüchig, rein weiß, doch auf Druck etwas bräunend. Es ist geruchlos und mild.
Frisch ausgefallene Sporenpulver ist rein weiß, Ia nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. (2014).

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
mild rein weiß bis 1/2 schwach rosalich grau

Weitere Farbreaktionen: mit Guajak auf der Stielrinde langsam und schwach blaugrün, mit Sulvovanillin am Frischpilz negativ, auf den Lamellen des Exsikkats dagegen sehr eindrucksvoll rotviolett

Mikroskopische Merkmale:
Die Sporen sind breitellipsoid, derbstachelig mit stumpfen, bis 1 µm hohen und an der Basis bis 1 µm breiten, im wesentlichen isolierten Stacheln. Nach SARNARI 2005 mit den Maßen: 6,5 - 8,4 x 5,5 - 6,6 µm.

Sporen

Die Epikutis (oberste Schicht der Huthaut) besteht aus Epikutishaaren und inkrustierten Primordialhyphen. Die Epikutishaare sind 2,5 - 3 µm breit, gleichdick, schlank zylindrisch, die Terminalglied sind 20 - 25 µm lang, apikal einfach abgerundet, nicht keulig, mit einzelnen einfachen Verzweigungen.

Inkrustierte Primordialhyphen

Die inkrustierten Primordialhyphen sind zahlreich, sehr lang und schlank, sich vielfach verzweigend, 2 bis 5 µm dick, in Karbolfuchsin und anschließendem Auswaschen in schwachem HCL mit dicken Exsudat-Tropfen versehen.

Anmerkungen zur Bestimmung:
Wegen der negativen SV-Reaktion am frischen Fruchtkörper, der groben, isolierten Sporenbestachelung, im Zusammenhang mit dem kleinen, blutroten Hut und der dunklen Hutmitte erkenne ich auf Russula emeticicolor. Auch die Huthaut spricht für diese Art.
Nach SARNARI 2005 kommen bei R. emeticicolor auch Exemplare mit stark ausgeblasster oder sogar gelber Hutfarbe vor.
Gemäß Felix Hampe (persönliche Mitteilung) ist die Sulvovanillin-Reaktion nur am frischen Fruchtkörper relevant. Dass also beim hier beschriebenen Fund das Exsikkat rotviolett reagiert, ist für die Bestimmung unwichtig.

Ähnliche, kleine, mildschmeckende Täublinge mit rotem Hut, weißen Lamellen und weißem Stiel:
Der Kleine Rosatäubling Russula minutula besitzt am frischen Fruchtkörper eine rote SV-Reaktion. Auch sind die Sporen verbunden niederwarzig.
Der Fleischrosa Täubling Russula roseoaurantia (Synonym: Russula incarnata) besitzt niederwarzig teilnetzige Sporen, und die Epikutishaare sind dicker und kurzgliedrig.
Der Rubinrote Täubling Russula zvarae hat immer einen irgendwo rötlichen Stiel, und die Epikutishaare sind voluminös und kurzgliedrig.
Der Rotstielige Reiftäubling (Russula lilacea) besitzt einen lila-violetten Hut.

Weiterführende Literatur:

  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. In: Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 53
  • GALLI, R. (1996): Le Russule: 274 - 275
  • KIBBY, G. (2017): Mushrooms and Toadstools of Britain & Europe Vol. 1: 212 - 213
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: 481 - 482
  • KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 128
  • MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V Blätterpilze – Milchlinge und Täublinge: Nr. 100
  • MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 408 - 409
  • SARNARI, M. (2005): Monografia illustrata del Genere Russula in Europa, Tomo Secondo: 1311 - 1317
  • abgerufen am 08.11.2023:
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 10. November 2023