Tricholoma lascivum

Unverschämter Ritterling

(Fr.) Gillet 1874
Familie: Tricholomataceae
© Bernd Miggel
lascivum = lustig, ausschweifend

Mitte Oktober 2021 fand ich in Schiltach im mittleren Schwarzwald auf einem alten Bahndamm unter Birke und Salweide eine größere Gruppe eines mittelgroßen Ritterlings mit weißem, mittig hellbräunlichem Hut und unangenehmem Geruch. Es handelte sich um den Unverschämten Ritterling.

Makroskopische Merkmale:
Hut – Die meisten Exemplare bis 6 cm Durchmesser, allerdings größtes Exemplar 13 cm Durchmesser, weißlich, Scheibe hellbräunlich, nach 24 Std gesamte Oberfläche hell ockerbräunlich, trocken, matt, auf Druck nicht verfärbend. Huthaut nicht abziehbar. Hutrand glatt
Lamellen – weißlich, dünn, gedrängt bis entfernt stehend, selten gegabelt, stark untermischt, auf Druck nicht verfärbend, Schneide grob schartig
Stiel – schlank, gleichdick oder etwas keulig, bei größtem Exemplar 80 x 16 mm, weißlich, etwas nachbräunend, längsfaserig, bei größtem Exemplar außen hellbräunlich und enghohl.
Myzel – weiß
Fleisch – weiß, fest, auf Druck oder mit KOH 20 % nicht verfärbend.
Geruch – komplex, frisch ähnlich leuchtgasartig wie der Schwefelritterling Tricholoma sulphureum plus eine obstige Komponente, nach 24 Std nur noch schwach wie Schwefelritterling
Geschmack – nach Mehl/Gurke und verzögert schärflich. Sporenpulver – weiß

Sporen in Wasser, mandelförmig mit Tropfen -- Huthaut in SDS-Kongorot, eine Kutis bildend

Mikroskopische Merkmale:
Sporen – relativ klein, ellipsoid bis mandelförmig, hyalin, glatt, dünnwandig, mit mittigem Tropfen. Als Maße gebe ich hier von einer 37 Sporen umfassenden Probe die 95-prozentige Schätzung der Durchschnittswerte an (L = Länge, B = Breite, Q = Schlankheitsgrad = L/B, V = Volumen = 0,523 x L x B2): L x B = 6,1-6,4 x 3,8-4,0 µm, Q = 1,57-1,65, V = 48-52 µm3
Die Huthaut bildet eine Schicht unverschleimter, liegender Hyphen (eine Kutis), bestehend aus Abschnitten von z.B. 60 x 8 µm

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart)

Verwechslungsmöglichkeiten:
Der Lästige Ritterling Tricholoma inamoenum hat ein ähnliches Aussehen und einen ähnlichen Geruch, wächst jedoch unter Nadelbäumen und besitzt deutlich größere Sporen.
Der Strohblasse Ritterling Tricholoma album sieht ähnlich aus und wächst in einem vergleichbaren Habitat. Er riecht allerdings (lt. Zeitschrift Tintling) aufdringlich rübenartig, erdig mit Mehlkomponente und schmeckt erst bitter, dann brennend scharf.
Der Weiße Birkenritterling Tricholoma stiparophyllum wächst nur bei Birke. Der Fruchtkörper ist zuerst rein weiß, im Alter auch ockerfarben. Der Hut ist dickfleischig, fest und brüchig, am Rand mitunter gerippt Er kann sehr groß werden, CHRISTENSEN et al. (2013) geben einen Hutdurchmesser von max. 140 mm an. Der Pilz riecht sehr unangenehm.

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 27. November 2021