Russula sororia

Großer Kammtäubling

(Fr.) Romell 1891
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
sororia = schwesterlich (im Sinne von „ähnlich“)
Foto: Karl Wehr

Neben den Arten mit leuchtenden Farben in Rot, Violett, Gelb oder Grün gibt es auch solche in gedeckten grauen bis graubraunen Farben. Hierhin gehört die Gruppe der Kammtäublinge mit ihrem kammrandigem, bei feuchtem Wetter scheimigem Hut. Ihr größter Vertreter ist der Große Kammtäubling.

Foto: Karl Wehr

Beim Großen Kammtäubling handelt es sich um einen scharf schmeckenden Cremesporer mit rußbraunem Hut, cremefarbenen Lamellen und weißlichem Stiel. Man findet ihn typischerweise in offenem Gelände bei Laubbäumen, insbes. Eichen, gerne auf schwach sauren bis schwach basischen, schweren, feuchten, mitunter sogar nassen, schlammigen Lehm- oder Tonböden. Er ist in Deutschland nicht häufig. Die Rote Liste Pilze Deutschlands (2016) stuft ihn in die Gefährdungskategorie „3“ (gefährdet) ein.

Foto: Thiemo Rudolf

Makroskopische Merkmale:
Der Hut erreicht Breiten von 5 bis 12 cm, ist anfangs konvex und glatt, später ausgebreitet mit vertiefter Mitte, eingebogenem Rand und höckerig geriefter, matt glänzender Huthaut. Bei feuchtem Wetter sind die Hüte klebrig bis schleimig. Die deutlich elastische Huthaut lässt sich etwa bis zur Hälfte des Radius abziehen. Die Lamellen sind anfangs cremefarben, werden später dunkler, haben dann oft einen Graustich und werden an verletzten Stellen braunfleckig. Sie sind am Grunde queradrig verbunden und bei vielen Exemplaren stark gegabelt. Der Stiel ist zylindrisch bis bauchig, oft basal verjüngt, anfangs weiß und voll, später bräunlich bis graulich und gekammert hohl. Das weiße Fleisch riecht spermatisch bis schwach fruchtig und schmeckt deutlich, jedoch nicht brennend scharf.
Die Farbe des frisch ausgefallenen Sporenstaubs ist ein mittleres Creme, IIb-c nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. (2014).

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
scharf creme bis 1/2 rosa

Makrochemische Farbreaktionen: FeSO4 färbt Fleisch und Stielhaut rosa. Die Guajak-Reaktion ist schwach.

Mikroskopische Merkmale: Die Epikutis (oberste Lage der Huthaut) besteht aus schlank zylindrischen, vielfach verzweigten, 2 - 4 µm breiten Epikutishaaren („eh“) sowie aus spindelförmigen, konisch zulaufenden, einzelligen, 3-5 µm breiten Pileozystiden („pz“), die von den Epikutishaaren wenig differenziert sind und deren Inhalt sich in Sulfobenzaldehyd grau verfärbt. Die Hymenialzystiden (“hz”) sind spindelförmig, apikal ausgezogen oder mit eingeschnürtem Fortsatz.

Mikrozeichnungen: Helga Marxmüller

Die Sporen („sp“) sind breit ellipsoid und messen 6 - 8 x 5 - 6 um, bei einem Schlankheitsgrad Q = 1,3. Die Ornamentation besteht aus niedrigen, bis ca. 0,4 µm hohen, meist isolierten, hier und da durch kurze Grate oder feine Linien verbundenen Warzen. Der Hilarfleck ist quasi inamyloid.

Ähnliche Arten mit grauen bis graubraunem Hut:
Der Camembert-Täubling (Russula amoenolens) sieht wie eine kleine Ausführung unserer Art aus. Er riecht deutlich nach Camembert und ist brennend scharf im Geschmack. Seine Guajak-Reaktion ist stark, und seine Sporenwarzen sind bis zu 0,7 µm hoch.
Der Milde Kammtäubling (Russula insignis) ist nahezu geruchlos und schmeckt mild. Seine Stielbasis ist gelblich und färbt sich mit Kalilauge feuerorange.
Der Kratzende Kammtäubling (Russula pectinatoides) riecht leicht obstig und schmeckt im mild, erzeugt im Mund/Hals jedoch ein leicht kratzendes, adstringierendes Gefühl. Seine Stielbasis ist oft rotfleckig.
Der Bleigraue Täubling (Russula consobrina) besitzt im Gegensatz zu unserer Art einen ungerieften Hut. Er ist fast geruchlos und schmeckt brennend scharf.

Weiterführende Literatur:

  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: 315
  • GALLI, R. (1996): Le Russule: 154 - 155
  • KIBBY, G. (2014): The genus Russula in Britain: 62
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2001): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 3. Ständerpilze: Blätterpilze I: 543 - 544
  • MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones: 226 - 227
  • MONEDERO, C. (2012): El Género Russula en la Península Ibérica: 172 - 173
  • PIDLICH-AIGNER, H. (2012): Bemerkenswerte Russula-Funde aus Ostösterreich 12. Österr. Z. Pilzk. 23 (2014): 181 - 187
  • ROMAGNESI , H., 1985: Les Russules d ́Europe et d ́Afrique du Nord: 357 - 358
  • SARNARI , M., 1998: Monographia illustrata del genere Russula in Europa 1: 456 - 460
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Kamm-T%C3%A4ubling (abgerufen am 7.6.2023)
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 8. August 2023