Russula melliolens

Honigtäubling

Quél. 1898
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
melliolens = nach Honig riechend
2 Fotos: Uwe Winkler

Bei dem hier beschriebenen Honig-Täubling Russula melliolens gibt es ein allerdings nur mit Mikroskop feststellbares Alleinstellungsmerkmal: seine kugelrunden Sporen mit einem spinnwebartig zartem Netzornament. Dieser sehr groß werdende Cremesporer besitzt einen meist braunen bis roten Hut, cremefarbene Lamellen, einen weißen Stiel und einen beim Trocknen charakteristischen Geruch nach Honig. Er wächst bei Eichen und Rotbuchen auf schwach sauren bis schwach alkalischen Lehmböden, besonders gerne an Waldrändern, in Parkanlagen und auf Friedhöfen. In der Roten Liste von 2016 wird er in der Kategorie 3 (gefährdet) geführt.

Fruchtkörper mit bräunlich orangenen Hutfarben (Foto: Karl Wehr)

Makroskopische Merkmale:

Die Hüte werden bis zu 13 cm breit. Sie sind anfangs konvex, breiten sich dann flach aus und bekommen schließlich eine vertiefte Mitte. Die Huthaut ist glatt oder etwas körnig, glänzend, feucht klebrig und lässt sich bis zur Hälfte des Radius abziehen. Der Hutrand reifer Fruchtkörper ist gerieft bis höckrig gerieft. Als Farben finden sich alle Schattierungen von braun bis rot: lachs- oder orangerot, fleischrosa, karminrot, violettrot, kupferfarben, purpurbraun, purpurschwarz, meist mit dunklerem Zentrum und oft rostgelb gefleckt.

Die Lamellen sind im reifen Zustand blass creme und oft, insbesondere im Bereich der Schneiden, gelb- oder braunfleckig. Die Schneiden sind sogar mitunter rot. Die Stiele sind zylindrisch bis schlank keulig, längsaderig und weiß. Im Alter werden sie, besonders basal, gelb- bis braunfleckig. Das Fleisch ist weiß, im Stiel voll oder etwas markig und gilbt langsam an der Luft. Der Pilz ist im frischen Zustand geruchlos. Alte oder trocknende Exemplare nehmen einen deutlichen Honiggeruch an. Der Geschmack ist mild. Honigtäublinge sind essbar und wohlschmeckende Speisepilze.

Frisch ausgefallenes Sporenpulver ist blass creme, etwa IIb in der Farbtafel in MARXMÜLLER 2014.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
mild blass creme bis 1/2 rosa
Fruchtkörper mit Sporenabwurf -- Sporen in Melzer's Reagenz (2 Fotos: Bernd Miggel)

Mikroskopische Merkmale:

Die Sporen sind einzigartig unter den Täublingen. Sie sind fast kugelrund, und die Ornamentation besteht aus winzigen, etwa 0,2 µm hohen Warzen, die durch sehr feine „Linien“ netzartig miteinander verbunden sind. Maße nach EINHELLINGER 1985: 8,5 - 11,5 x 8 - 10 µm, Schlankheitsgrad Q = 1,09, Volumen = 375 µm3.

Mikromerkmale (Abbildung aus Russula Icones, Helga Marxmüller)

Die Epikutis (oberste Schicht der Huthaut) besteht aus Epikutishaaren und Pileozystiden. Die Epikutishaare („eh“ in der Abbildung) sind wellig, langgliedrig, apikal meist verjüngt, ab und zu verzweigt und mit 2 - 4 µm Breite sehr schlank. Die Pileozystiden („pz“ in der Abbildung) sind zylindrisch, vielfach septiert, 3 - 8 µm breit und reagieren nur partiell grau bis schwarz in Sulfobenzaldehyd.

Ähnliche Täublinge:

Der Lederstiel-Täubling (Russula viscida) ist robuster, der Stiel viel härter und von unten her charakteristisch bräunend. Seine Lamellen schmecken meist deutlich scharf; auch ist er völlig geruchlos. Der Hainbuchen-Täubling (Russula carpini) besitzt einen meist polychromen Hut, oft mit Violetttönen, sein Sporenpulver ist gelb, und er wächst ausschließlich unter Hainbuchen.

Weiterführende Literatur:

  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 91
  • GALLI, R. (1996): Le Russule: 352 - 353
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: 504 - 505
  • KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 162
  • KW: KORNERUP A. & WANSCHER J.H. (1981): Taschenlexikon der Farben
  • MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 492 - 495
  • MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V Blätterpilze – Milchlinge und Täublinge: Nr. 130
  • SCHÄFFER, J. (1952): Russula-Monographie. Die Pilze Mitteleuropas Band III: Nr. 25
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Honig-T%C3%A4ubling
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 12. Oktober 2023